Das Ziel war klar – wir wollten mal wieder unser befreundetes Weingut Ada Nada im Piemont besuchen. Wir hatten bei Annalisa das neu renovierte Casot gebucht. Vor allem das Bad war neugestaltet, wodurch Hanni im neuen Bad deutlich mehr Platz und Bewegungsfreiraum für den Rolli hat. Angereist sind wir am Sonntag: Keine LKW, das bedeutet ein deutlich entspannteres Fahren als unter der Woche. Mit unserem ebenfalls optimierten Citroen Jumper, der inzwischen mit einem Toilettenlifter mit Schwenkarm und 12 V betriebenen Seilzug ausgestattet ist – entwickelt und umgesetzt gemeinsam mit unserem „Schrauber“, Herr König sen. vom Autohaus König in Schwenningen/Heuberg.
Wir haben uns mal wieder für die Rheintalstrecke und den San Bernardino Tunnel entschieden. Hier gibt es wunderschöne Flecken für einen Zwischenstopp, und die Landschaft durch Graubünden mit dem Hinterrheintal ist einmalig. Wir hatten mit jedem Meter weg von zuhause besseres Wetter, und so sollte eine Urlaubsreise ja beginnen. Fahrzeit mit dem Jumper inkl. Kleinerer Pausen: ca. 8 Stunden. Beim Weingut Ada Nada in Treiso angekommen war es ca. 14.00 Uhr, wolkenfreier Himmel, Sonne und eine Temperatur von ca. 25°, wunderbares Spätsommerwetter.
Annalisa hat uns gleich bei der Ankunft begrüßt. Wir sind wohl genau zur rechten Zeit angekommen: am nächsten Tag beginnt die Weinlese, und das Wetter hat erst seit 2 Tagen etwas abgekühlt. Es war wohl den ganzen Sommer lang drückend heiß, was selbst den sonnenverwöhnten Piemontesern zu arg war. Die klimatisch angenehmste Reisezeit ist der Mai bis max. Mitte Juni, und ab Mitte September bis Oktober. Dazu passend finden in dieser Zeit auch eine Vielzahl von Veranstaltungen und kulturellen Events statt. Ganz zu schweigen von der ersten Verkostung der jüngsten Barbaresci im Mai und dem Eselrennen und der Trüffelmesse Anfang Oktober. Echte Highlights, welche die ganze Region auf die Beine bringen.
Eine gute Nachricht vorweg: die diesjährige Weinlese und Qualität der Trauben werden wohl sehr gut. Hier hat das Klima dem Wein in keinem Falle geschadet. Je nach Rebsorte und Reifezeit kommen die diesjährig gekelterten Weine ab dem Herbst nächsten Jahres bis 2027 in den Verkauf. So gibt es Gott sei Dank alljährlich Gründe, wenigstens ein paar Tage im Jahr hier zu verbringen.
Nach der langen Fahrt haben Hanni und ich uns entschlossen, am Abend nicht mehr essen zu gehen, sondern den Abend in Ruhe im Casot zu verbringen. Für diesen Zweck habe ich mir aus dem Weinkühler eine Flasche „Salgae“ gegriffen, den hauseigenen Barbera Superior, 12 Monate im kleinen Holzfass gereift. Dazu gab es für uns beide eine Schale frisches Obst von der Hausherrin. Genuss kann sehr einfach aussehen….!
Es ist interessant, die Entwicklung von Geschmack an sich selbst zu beobachten. Viele Jahre bin ich ins Piemont gekommen, um vor allem die schweren Barolo-Rotweine zu entdecken, bzw. die zwar etwas leichteren, aber mit ähnlichem Charakter ausgebauten Barbaresco-Rotweine. Ich liebe diese Weine immer noch, keine Frage, sie sind mit das Beste, was es als Rotwein gibt. Aber in den letzten Jahren habe ich mehr und mehr meine Freude und Begeisterung für gute Barbera-Weine entdeckt. Gerade die holzfassgereiften Barbera Superior haben es mir angetan. Aber auch auf klassische Weise kann ein guter Winzer mit passenden Weinberglagen Spitzenweine aus der Barbera Traube produzieren. Schauen wir mal, wie es sich noch entwickeln wird, wohin die Geschmacksreise noch geht. Dass es bei meinem Faible für Rotweine aus dem Piemont bleiben wird, egal welche Rebsorte, ist wohl zu befürchten….
Die Herzlichkeit, mit der wir von Annalisa und Elvio empfangen wurden, ist einmalig. Hier geht es längst nicht mehr nur um zahlende Gäste und eine Betreiberin eines Agriturismo. Natürlich, das gehört mit dazu, es ist ja schließlich ein wichtiger Teil vom Lebensunterhalt für Annalisa und Elvio, und die beiden sind schließlich auch einen Arbeitgeber für mehrere Angestellte. Aber wir fühlen uns immer wieder wie gute Freunde. Die obligatorischen 3 Liter Vogelbräu Pilsner Art in der Bügelflasche sind inzwischen ein Spaß für alle. Ich denke sehr gerne an diese kleine Geste, und die beiden freuen sich sehr über diese Erfrischung. Das Bier ist einfach Spitzenklasse.
Montag
Der erste Urlaubstag nach der Übernachtung, Montag, begann mit dem typischen Ada Nada-Frühstück: viel Selbstgemachtes, ob süß oder herzhaft, die typischen Schinken und Salami, der sensationelle Käse von einem befreundeten selbstvermarkenden Bio-Hof, Obst, hausgemachte Fruchtaufstriche … wie immer eine Wonne, es allein nur anzuschauen. Das täglich wechselnde, hausgemachte Frühstücksangebot ist für sich schon ein ausreichender Grund, den Urlaub im Piemont bei Annalisa auf dem Weingut Ada Nada in Treiso zu verbringen. Ein weiterer guter Grund dafür sind die erstklassigen eigenen Weine. Hinzu kommen die so geschmackvoll eingerichteten Zimmer, sowie eine Gastgeberin, die sich mit ganzer Leidenschaft und Hingabe um ihre Gäste kümmert.
Ein Service, den Hanni und ich wirklich sehr schätzen, ist das Angebot von Annalisa, sich um einen Tisch in einem guten Restaurant zu kümmern. Nach kurzer Absprache hat sie für uns einen Tisch in der Osteria delle Aie in Castinaldo reserviert. Dort hatte es uns ein Jahr zuvor derart gut gefallen, da wollten wir in diesem Jahr auf alle Fälle wieder hin. Und da es eines der wenigen Restaurants ist, die am Montag geöffnet haben, war die Lage schnell geklärt.
Letzten September war es noch so warm gewesen, dass wir im Freien essen konnten, das war nach Sonnenuntergang dieses Mal nicht mehr möglich. Die Atmosphäre im letzten Jahr, mit der Altstadt im Hintergrund in den Berg gebaut hatte etwas Magisches. Wunderschön beleuchtet, die Umgebung wie auch das Restaurant selbst, waren wir ganz verzaubert. In diesem Jahr war es abends jedoch einfach zu kühl. Die 2 kleinen Stufen am Eingang waren für Hannis Rolli kein Problem, und der Gastraum war sehr schön mit offenem Kerzenlicht und Deko eingerichtet. Die Gastgeberin war wie immer superfreundlich und das Team wirklich aufmerksam und engagiert. Es war allerdings, da voll ausgebucht, im Restaurant wirklich sehr laut. Vielleicht hatten wir auch etwas Pech, dass gerade zwei größere Reisegruppen mit amerikanischen Mitbürgern da waren, die teilweise den ganzen Abend lang versucht haben, sich über mehrere Meter hinweg anzuschreien (nebenbei bemerkt, ein Hersteller von raumakustischen Lösungen hätte in dieser Lokalität seine wahre Freude gehabt).
Ich habe mich für das Degustationsmenü entschieden: Neben einem Vitello Tonnato und einem kalten Ratatouille mit warmem Kaninchenbraten war bei den Vorspeisen eine mit Ragu und Käse gefüllte Zwiebel, im Ofen gebacken und mit einem cremigen Käse übergossen, dieses Mal das Highlight. Die Tajarin mit Fleischragu waren wirklich gut als erster Hauptgang. Im zweiten Hauptgang hatte ich die Wachteln aus dem Ofen, Hanni hatte sich für gebratene Entenbrust auf einer Fruchtsauce, begleitet von einem Kartoffelpüree und im ganzen gegarte Minimöhren, entschieden. Die Entenbrust war perfekt gebraten, ein weiteres Highlight an diesem Abend. Lustig in diesem Lokal ist die Weinbegleitung. Man kann zwischen diversen Weinsorten wählen, auch zwischendurch wechseln, und bekommt diese dann in der 1,5 Liter Magnumflasche an den Tisch gestellt. Man kann die Menge und Vielzahl der zu trinkenden Weine selbst wählen, es ist alles im Preis Inklusive.
Den Zauber aus dem letzten Jahr konnte das Lokal nicht halten, dafür war es im Außenbereich einfach zu schön verglichen mit dem Innenraum, aber solide und verdiente 7 von 10 Punkten können wir hier vergeben. Im Sommer ein Muss, an kühleren Tagen trotzdem immer einen Besuch wert. Wir werden sicher wiederkommen.
Dienstag, ein weiterer Tag, an dem viele Restaurants geschlossen sind
Annalisa gab uns den Tipp, obwohl sie selbst noch nicht wieder dort war, die Osteria Italia habe einen neuen Wirt (inzwischen den 4. in den letzten 8 Jahren). Natürlich war Corona auch in Italien nicht einfach, trotz der fehlenden Hysterie verglichen mit der Lockdown-Republik Deutschland. Die Osteria Italia liegt einfach auch etwas abseits der klassischen Touristenströme, wirkt auch äußerlich nicht gleich einladend auf zufällig vorbeikommende Menschen. Man muss etwas bieten, um wahrgenommen zu werden. Aber wir hatten in der Vergangenheit hier schon großartige kulinarische Erlebnisse und waren motiviert, auch dem neuesten Betreiber eine Chance zu geben. Und wir hatten den Auftrag, für Annalisa zu prüfen, inwiefern sie die Osteria Italia ihren Gästen empfehlen könnte. Das machen wir doch gerne…:-).
Der erste Eindruck war sehr einladend. Parkplätze (inkl. Behindertenparkplatz) im Überfluss, ebenerdiger Zugang zum Restaurant, eine kleine Rampe in den Gastraum, Behindertentoilette … all das hat bei uns den Neustart der Osteria Italia sehr erleichtert. Ein ganzer „Haufen“ junger Mitarbeiter, die eifrig durch das Restaurant wuselten, wunderschöne Musik von Elvis Presley im Hintergrund, nicht zu laut, das hat wirklich zum Verweilen eingeladen. Ein markanter Gegensatz zum Vorabend waren hier die, wenn auch sehr einfach ausgebildeten, an der Decke über den Esstischen installierten Akustiksegel, die den Geräuschpegel merklich gesenkt haben. Die Einrichtung im Gastraum war zwar einfach, aber im Grunde genommen nahezu perfekt. Das ist es, was wir uns doch immer wünschen, das einfache Dorfgasthaus abseits der Touristenströme, einfach und geschmackvoll eingerichtet, mit sehr freundlichen Gastgebern. Jetzt noch ein gutes Essen und wir hätten den nahezu perfekten Abend.
Ich bestellte mir, wie so oft, das klassische piemontesische Degustationsmenü. Es war zwar nicht auf der Karte, aber auf der Homepage hatte ich gesehen, dass sie es anbieten (dort zum Preis von 30 Euro, vermutlich aus der Startzeit 2021, denn im Restaurant haben sie dann 35 Euro genommen; ganz sicher keine Abzocke, sondern wie so oft einfach die Info auf der Homepage vergessen zu ändern; mich persönlich stört so etwas nicht, es war nicht auf der Karte und ich hatte bestellt ohne nach dem Preis zu fragen, aber es könnte je nach Gast zu Irritationen führen). Schön war die Tafel mit aktuellen Tagesgerichten, falls einem Gast die klassische Speisekarte nicht ausreicht. Fischgerichte, Risotto, und ein separater Nachtisch waren dort aufgeführt. Eine kleinere, aber sehr feine Weinauswahl mit separater Weinkarte haben das Angebot vollumfänglich abgerundet. Auffallend war die Auswahl an internationalen Weinen und, was ich noch nie gesehen habe, Bier im Angebot. (Vielleicht wage ich es beim nächsten Besuch, zu mindestens als Aperitif)
Ich hatte also eine gemischte Vorspeise (Vitello Tonnato, russischen Salat und Carne cruda), Tajarin mit Ragu und Lammkeule aus dem Ofen + einen Nachtisch a la carte in Aussicht. Hanni bestellte sich a la carte das Carne cruda (rohes, tatarähnlich feingehacktes Kalbfleisch mit etwas Olivenöl, Salz und Pfeffer, manche machen auch noch etwas Brandy ran, auch fein) und, ebenfalls abseits der Karte, Tajarin mit Steinpilzen, welche sich als absolutes Highlight des Abends herauskristallisiert haben. Das Vitello Tonnato gehört zu den wirklich besseren in unserer langen kulinarischen Piemont-Vergangenheit. Das Carne cruda war sehr ansprechend fein gehackt, aber recht milde angemacht. Aber im grünen Bereich. Die Pasta war vermutlich nicht hausgemacht, aber von sehr guter Qualität. Die Pasta mit Ragu waren geschmacklich gut, schön war der Parmesan am Stück mit einer Reibe zum Selbstmachen am Tisch. Leider war es dem Koch jedoch nicht geglückt, auch nur ein Stückchen Ragu zu der Pasta auf den Teller zu bekommen, wäre schön gewesen…! Aber die Tajarin mit der Steinpilzsauce für Hanni waren der absolute Hammer. Ein unglaubliches Aroma, mit schönen Stücken vom Steinpilz alles andere als gespart, eine ordentliche Portion, für das Gericht allein wären 10 von 10 Punkten gerechtfertigt und sicher! Hanni war glücklich und danach zufrieden und satt… Mein Lamm war wunderbar gemacht, hatte gerade noch die richtige Portionsgrösse, und war begleitet von einer großartigen Sauce, glasierte Möhren und Bratkartoffeln aus dem Ofen. Ich hatte feines Milcheis zum Nachtisch und Johanna nahm auch hier den zusätzlich angebotenen Nachtisch von der Tageskarte, ebenfalls eine Kugel Milcheis und ein warmes Schokotörtchen (frei nach dem Lebensmotto von Hanni, egal wie die Frage lautet, die Antwort ist Schokolade…).
Zum Trinken hatten wir eine Flasche Barbera Superior vom Weingut Rocca. War sehr lecker und mit 30 Euro überschaubar. Überhaupt sei zu erwähnen, dass wir mit 95 Euro bei insgesamt 7 Gängen, einer überdurchschnittlich guten Flasche Wein zu zweit wirklich günstig weggekommen sind, vor allem bei der Qualität der einzelnen Gänge. Der Gesamteindruck von der neuen Osteria Italia: Jung, frisch, mit guten Ideen und wirklich empfehlenswert! Lustig noch ein kleiner Hinweis am Rande: Der Wirt erlaubt den Gästen, sich ihre eigene Flasche Wein mitzubringen, allerdings unter der Bedingung, dass er selbst davon probieren darf. Einfach mal ein etwas anderer, durchaus gelungener Marketing-Gag. Wir haben totale Lust, wieder hier einzukehren. Dem Restaurant geben wir mal 8,5 von 10 Punkten. Herausragend die Tajarin mit Steinpilzen, ein kleiner verzeihlicher Fehler das nicht gefundene Ragu bei den Tajjarin mit Ragu. Es hat viel Spaß gemacht und natürlich soll und kann Annalisa das Lokal ihren Gästen empfehlen, keine Frage.
Mittwoch
Am Mittwoch waren wir in der Ecke La Morra unterwegs, an Barolo vorbei, sehen, was es Neues gäbe. In Cerretto Langhe in der Trattoria del Bivio haben wir für den Abend einen Tisch reserviert. Dann haben wir noch in Diana d`Alba vorbeigeschaut, und haben anschließend der Winzergenossenschaft „Terre del Barolo“ einen Besuch abgestattet, leider waren wir dort aber vor verschlossenen Türen, da „Siesta“. Somit haben wir uns das auf den Donnerstag aufgehoben.
In langen Gesprächen über die allgemeine Situation in Italien verglichen mit Deutschland haben Hanni und ich beinahe unsere Reservierung für abends vergessen. So ist es uns gelungen, endlich einmal nicht die Ersten in einem italienischen Restaurant zu sein. Dies ist normalerweise stets den Deutschen überlassen. Was für ein schöner Abend in der Trattoria del Bivio! Ein elegantes Restaurant auf der Schwelle zum ersten Michelin Stern, natürlich als Bip im Michelin erwähnt. Zurecht! Wunderschöne Atmosphäre, sehr aufmerksamer Service, leise klassische Musik im Hintergrund und eine wunderschöne Tellersprache bei allen Gerichten. Trotzdem auch und vor allem traditionell kochend. Hanni wählte die traditionelle Vorspeise. Wunderbares Vitello Tonnato, sehr feines Carne Cruda (tatsächlich ein paar Scheiben schwarzen Albatrüffel drüber gehobelt), und eine sehr feine Rolle aus gebackenem Paprika gefüllt mit einer Thunfischpaste. Ich habe mir den „Steinpilz auf dem Teller“ bestellt. Genial gemacht. Optisch 2 stehende Steinpilze nachgemacht, der Stiel aus einem feinen Käse-/Kartoffel Soufflé, der braune Kopf aus einem schaumähnlichen Soufflé, intensiv nach Steinpilz schmeckend, das Ganze auf einem cremigen Käsespiegel mit waldähnlichen Gewürzen angerichtet. Optisch schon toll, geschmacklich sensationell. Als Zwischengang hatten wir beide die, für diese Trattoria legendären, handgemachten und handgeschnittenen hauchdünnen Tajarin mit Ragu von der Salsiccia, aus dem Brät der bekannten Brühwurst aus Bra. Für die Nudeln werden 42 Eigelb auf ein Kilo Mehl verwendet. Johanna hatte dann die langsam gegarte Ente in Form eines Schlegels. Der war zwar sehr zart und saftig, aber die vorherigen Gänge waren einfach nicht mehr zu toppen. Mein Kalbsrücken war schön rosa gebraten und mit Stücken vom Steinpilz garniert. Begleitet wurden beide Fleischgänge von etwas Gemüse und feinstes, wenn auch verschwindend wenig, Kartoffelpüree. Zu den Vorspeisen gab es selbstgebackenes Brot und hervorragende Grissini aus eigener Herstellung. Eine Flasche sehr guten Barbera d`Alba Superior hat den Abend begleitet. Zum Dessert, welches ich nur deshalb bestellt hatte, damit Hanni als Pre-Dessert das wunderbare Tiramisu aus dem Glas bekommt, hatte ich 2 Kugeln wohltuendes Sorbet von Waldfrüchten und Aprikose. Wenn man den erstklassigen Service, das Ambiente und die Qualität der einzelnen Gerichte ins Verhältnis setzt, waren wir mit den 148 Euro alles zusammen für 2 Personen hervorragend bedient. Ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis, wenn man sich mal einen etwas schöneren und eleganteren Abend gönnen möchte. Wir geben dem del Bivio dieses Mal wieder sehr gerne 9 von 10 Punkten, ohne dass wir in dem Sinne etwas auszusetzen hätten. Im Grunde genommen ist das del Bivio ein Muss, wenn man hier in der Region Ferien macht. Ein durch und durch wunderschöner Abend.
Donnerstag
Der Donnerstag war ein kleines Highlight für uns. Schon früh morgens war klar, heute ist einen wunderschöner sonnigen Tag. So kam es auch, und motiviert durch das schöne Wetter waren wir für unsere Verhältnisse schon recht früh am großartigen Frühstücksbuffet. Auch die Temperaturen stiegen recht schnell auf wunderbar angenehme 23 bis 24 ° C. Wir entschieden uns, seit langem mal wieder, ganz klassisch durch die Altstadt von Alba (rund 10 km entfernt) und den Wochenmarkt dort zu schlendern, im ältesten Eiscafe der Stadt (ca. 150 Jahre alt) ein wunderbares Eis zu genießen, und dort unseren obligatorischen Kaffee zu trinken. Das hatten wir schon einige Jahre lang nicht mehr gemacht. Liegt vermutlich daran, dass wir davor über Jahre hinweg so gut wie keinen Wochenmarkt in Alba und den umliegenden Städtchen mit Marktrecht ausgelassen hatten. Es war bunt, umtriebig und interessant wie eh und je. Wir haben jede Minute genossen. Sogar die hin und wieder nicht einfache Parkplatzsuche mit unserem umfunktionierten Transporter war problemlos. Irgendwann sind wir dann beschwingt und zufrieden zurück zu unserem kleinen Casot.
Freitag
Freitag war unser letzter vollständiger Tag bei Annalisa und in Treiso für dieses Jahr. Wir gingen in aller Ruhe frühstücken und haben uns gut mit Elisa unterhalten, einer Tochter von Annalisa. Annalisa und Elvio hatten die Gelegenheit genutzt und waren zusammen zu ihrem kleinen Häuschen in den Hügeln am Lago Maggiore gefahren, um Steinpilze zu suchen. Wir finden es sehr schön zu beobachten, dass die beiden, die wir über viele Jahre nur als hart arbeitende Menschen erlebt haben, sich inzwischen doch mal die eine oder andere kleine Freude und Abwechslung gönnen. Gut gemacht, Ihr beiden!
Wir haben die „Chance“ genutzt, uns selbst mit unseren sehr bescheidenen sprachlichen Möglichkeiten den Restaurantplatz für den Abend zu reservieren. Kein Besuch in Treiso ohne einen Besuch in der Trattoria Risorgimento! Kurz vor Mittag waren dort in der Küche schon alle am Werkeln für den Abend. Die Reservierung habe ich mit „Händen und Füssen“ gemacht. Die Vorfreude ist bereits groß!
Wir haben die Reservierung wie immer mit einem ausgiebigen Ausflug durch die Hügel der Langhe verbunden. Auf den Ausflugstouren entdecken wir immer wieder was Neues: z.B. entstehen inzwischen in den Weinhügeln neue Hotels, schauen wir mal, ob es sich für die Menschen vor Ort auch als der Segen herausstellt, den man hinlänglich damit verbindet.
Gegen 19.30 Uhr sind wir dann zum Abendessen losgezogen. Im Risorgimento, wir berichteten bereits darüber, hat seit ein paar Jahren mehr und mehr die junge Generation das „Regiment“ übernommen. Umso schöner war es zu sehen, wie der Senior-Chef mal kurz in den Gastraum kam und die Gäste grüßte, nicht ohne sich ein Schlückchen Wein zu nehmen, und mit grüßendem Nicken den Gastraum wieder zu verlassen. Es hat uns gefreut, ihn bei hoffentlich bester Gesundheit zu sehen. Ich komme nun seit fast 20 Jahren in diese Trattoria und bin noch nicht ein einziges Mal unzufrieden wieder gegangen. Ein Abendessen in der Trattoria Risorgimento in Treiso war Hannis und mein erster gemeinsamer Restaurantbesuch im Piemont. Uns verbindet die eine oder andere Gegebenheit mit diesem Lokal … aber ganz sicher auch die stets hervorragende Qualität des Essens dort. Was mich in meiner Einschätzung über die Jahre auch stets bestärkt hat, wie auch in diesem Jahr wieder: Obwohl viele Touristen unterwegs sind, war das halbe Lokal mit Einheimischen besetzt, die sich dort in Gruppen oder als Familie zum Abendessen treffen. Das ist stets ein gutes Zeichen.
Wie selbstverständlich ist die Trattoria Risorgimento der traditionellen Küche der Langhe verpflichtet. Jedoch wird hier auch die Handschrift der jüngeren Generation sichtbar. Es fasziniert mich wirklich, in welch toller Qualität die recht traditionell gehaltene Speisekarte umgesetzt wird. Hanni hatte ein wunderbares Vitello Tonnato, das Fleisch hauchdünn, saftig und die Thunfischsauce toll abgeschmeckt. Mein Carne cruda war ebenso das Beste der Woche. Beide entschieden wir uns für die Tajarin mit Ragu, hauchdünn geschnittene Pasta, dazu eine tolle Ragusauce mit wirklich ausreichend Fleisch, vielen Gemüsestückchen in kleinsten Würfeln, und einer Sauce, der man die vielen Stunden auf dem Herd angemerkt hat. Grandios! Hanni hat wie angekündigt, dieses Mal auf den Hauptgang verzichtet, wohl wissend, dass die Portionen im Risorgimento dies auch zulassen, ohne dass man hungrig vom Tisch aufstehen müsste… Ich hatte einfach noch Lust, den wie immer genial gemachten Kaninchenbraten mit einer Paprikaschmorsauce zu kosten. Ich möchte es nicht unerwähnt lassen, dass es inzwischen auch Spaß macht, die immer besser werdende Tellersprache im Risorgimento zu erleben. Es ist eine einfache Trattoria auf dem Dorf, aber das Essen dort hat bei aller Tradition nichts mit ‚einfach‘ zu tun. Der Besuch hier ist, auch die schöne Weinkarte berücksichtigt, ein absolutes Muss. Wir lieben beide die erstklassige Qualität, die jugendliche Frische des Teams, die Wahrung der piemontesischen Esskultur, ohne die Weiterentwicklung der neuen Generation zu verhindern. Ehrlich gesagt, wenn wir hier heute einen halben Punkt abziehen, dann nur, weil die ersten beiden Gänge für unseren Geschmack und für italienische Verhältnisse etwas zu schnell und zu kurz nacheinander gekommen sind. Wir geben dem Risorgimento in Treiso mit viel Begeisterung und Vorfreude auf das nächste Mal 9,5 von 10 Punkten. Egal wer unseren kleinen Reisebericht dieses Mal auch wieder lesen wird: Bitte bemüht Euch wirklich, einen Besuch in Treiso, Alba oder der Langhe nicht ohne einen Abend in der Trattoria Risorgimento in Treiso zu gestalten, es würde Euch etwas fehlen. Wir werden das nächste Mal sicher wieder einen Abend im Risorgimento verbringen.
Samstag
Der Samstag war ganz im Schatten der Abreise. Trotzdem haben wir uns ohne Stress zum Frühstück begeben und uns trotz der bevorstehenden ca. 9-10 Stunden Rückreise Zeit genommen. Samstag und Sonntag sind die Tage, an denen Annalisa selbst zum Vollzeitdienst vor Ort ist. Das hat uns auch dieses Mal die Chance gegeben, uns mit einer ausgedehnten Unterhaltung persönlich zu verabschieden. Aufgrund der begonnenen Weinlesearbeiten und der personell bedingten Mitarbeit von allen, inkl. Annalisa,hat in dieser Woche keine Weinprobe stattgefunden. Trotzdem habe ich 2 Kisten Nebbiolo (Serena) und 2 Kisten meiner Lieblinge, Barbera Superior (Salgae), mitgenommen. Ich will auch ehrlich sein, natürlich sind die Weinproben schön, und immer interessant gemacht, aber ich gebe hier gerne zu, um eine Entscheidung zum Kauf des Weines zu finden, bräuchte ich die Weinproben natürlich nicht mehr. Es ist inzwischen vielmehr eine liebgewonnene Tradition, und es macht mir einfach viel Freude. Ich ahne, dass dies auch Annalisa ganz sicher nicht entgangen ist 😊. Da ich bereits bei meinem Solobesuch im Mai 6 Kisten mitgenommen hatte, waren es am Ende halt auch in diesem Jahr in Summe wieder 10 Kisten Rotwein. Hanni würde nie etwas dagegen sagen, aber ihre Frage, wo ich es denn alles hinstellen will, hat auch ihre Berechtigung…!
Leider hatte es begonnen zu regnen. Nicht schlimm, da wir eh im Aufbruch waren und eine wettertechnisch wunderbare Woche hinter uns hatten. Aber auch für die Weinlesearbeit ist es eher hinderlich. Wie bei der Hinfahrt haben wir die Route Richtung Piacenza, Mailand, Chiasso und in der Schweiz die Rheintalstrecke mit dem San Bernardino Tunnel gewählt. Die Rückfahrt verlief problemlos und störungsfrei, auch weil wir in weiser Voraussicht bereits im letzten Jahr das Gerät für die automatische Telepass-Durchfahrt installiert haben. Das Gerät, ein kleines Kästchen für die Windschutzscheibe, kann man z.B. beim ADAC mieten. Damit konnten wir jedes Mal ohne Wartezeit an den Staus der Autobahn-Zahlstellen vorbeifahren. Und die Wartezeiten für die klassische Mautentrichtung waren, vor allem bis und um Mailand, mit bis zu 30 Minuten ganz schön lange … Aktuell entrichten wir 20 Euro Miete im Jahr für das Kästchen, die Abrechnung der Mautgebühren erfolgt 1 zu 1 ohne Aufschläge für uns. Bei den inzwischen anfallenden Spritkosten lohnen sich die 20 Euro schon fast durch den nicht im Stau verbrauchten Treibstoff, ganz abgesehen von der eingesparten und stressfreien Reisezeit sowie dem Vergnügen, das es bereitet, am Stau vorbeizufahren.
Ein paar kleine Pausen inklusive, sind wir dann so gegen 21 Uhr am Samstagabend wieder in Wessingen eingetroffen. Wir hatten ohne Übertreibung eine schöne, erholsame und interessante Woche auf dem Weingut Ada Nada bei Elvio und Annalisa wie auch Elisa und dem ganzen Team in Treiso. Die warmherzige und persönliche Art von Annalisa überlagert natürlich alles, man fühlt sich ohne Übertreibung wirklich ein Stück weit dazugehörend. Die nächste Woche im Herbst 2023 ist bereits gebucht. Wir sind jetzt schon gespannt, wie weit bis dahin die geplanten Umbau- und Umgestaltungspläne von Elvio und Annalisa gediehen sein werden. Es ist geplant, im hintersten, querstehenden Gebäude neue und größere Räumlichkeiten mit Weinprobe, Terrasse und großflächigen Verglasungen zu bauen, inklusive eines Fahrstuhls in den oberen Stock. Dort könnten dann auch bei schlechtem Wetter größere Gruppen von kaufinteressierten Weinfreunde angemessen bedient werden. Hier wird für die Gegenwart, aber auch sicher schon für zukünftige Generationen investiert. Wir wünschen wie immer gutes Gelingen, und auch, dass sich all das bewahrheitet, was sich die beiden als Ziel gesetzt haben.
Wir haben kulinarisch, wettertechnisch und zwischenmenschlich zum wiederholten Male eine wunderschöne Woche im Ada Nada verbracht. Wir kommen wieder!